Adria 2012

Drei Wochen Urlaub in Italien. 
 
Auf unseren Sommerurlaub haben wir uns in zweierlei Hinsicht gefreut. Zum einen wollten wir uns intensiv sportlichen Aktivitäten widmen, zum anderen haben wir auch eine Erholungsphase eingeplant. Und es lag an uns, wie lang oder wie kurz wir den ersten bzw. den zweiten Teil unseres Urlaubs verbringen würden.

Außerdem haben wir diesem Tag entgegengefiebert, weil der FCA gleichzeitig mit unserem letzten Arbeitstag in die neue Bundesligasaison mit einem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf beginnen würde. Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen und sind ins Stadion gegangen, die Jungs haben sich wirklich bemüht, aber die Niederlage konnten sie nicht vermeiden. Endstand war schlußendlich eine bittere Niederlage von 0:2.

Diese Tatsache haben wir Mal so hingenommen und sind um 20 Uhr mit unseren Fahrrädern zum Bahnhof aufgebrochen. Die Reise kann jetzt beginnen.
 
26.08.2012 ... in Venedig (noch 703 km)

Unser Ziel war möglichst in wenigen Tagen mit dem Fahrrad von Venedig auf den Campingplatz in der Nähe von Vieste zu kommen und dort den Rest am Strand zu verbringen. Dank unserer rechtzeitigen Reservierung der Plätze im Zug nach Venedig für uns und unsere Räder, ist die Reise nach Italien ohne Probleme gewesen. Obwohl die Liegeplätze recht eng bemessen waren, konnten wir etwas zur Ruhe kommen und so nicht all zu müde in die erste Etappe unserer Fahrradtour von Venedig aus starten.

Das Wetter hat leider nicht ganz unsere Erwartungen erfüllt. So wie wir von zu Hause aus mit dem Regen gestartet sind, so wurden wir leider auch in Venedig von Regenwolken begleitet, jedoch mit etwas angenehmeren Temperaturen.

Erst in Chioggia konnten wir uns endlich von unseren Regen-Klamotten befreien und die Sonne genießen. Die Wolken und den unangenehmen Wind haben wir hinter uns gelassen. Die erste Etappe haben wir mit 80 km auf dem Campingplatz in Bosco Mesola beendet. Dort haben wir unsere erste Nacht im Zelt sozusagen als einzige Gäste auf dem Platz verbracht. Außer uns war niemand mehr dort und mit 7 EUR für die Übernachtung der günstigste, wie wir noch feststellen sollten. Zugegeben von wohlfühlen konnte keine Rede sein, denn warmes Wasser zum Duschen gab es nicht. SSo waren wir gezwungen in den schon ziemlich frischen Abendstunden kalt zu duschen.
 
27.08.2012 ... in Bosco Mesola (noch 625 km)

Erholt ging es am nächsten Morgen nach einem kleinen Frühstück  weiter. Wieder mit einer frischen Brise die uns ins Gesicht blies, aber mit Sonnenschein und bester Laune traten wir kräftig in die Pedale.

Noch am Vormittag muss ich den Faden verloren oder in Google Maps den falschen Weg ausgesucht haben, weil wir plötzlich auf einem sandigen Feldweg, nicht breiter als ein Ellenbogen gelandet sind. Für mein Trecking Rad war das ja kein Thema, aber auf dem Rennrad ist das ein unüberwindbares Hindernis. So war teilweise schieben und ein leises Fluchen angesagt.


Unterwegs kamen wir an einem Obststand am Straßenrand vorbei, der uns sehr gelegen kam. Die sehr freundliche Verkäuferin gab uns eine saftige und leckere Wassermelone direkt aus dem Kühlschrank, die wir an Ort und Stelle verdrückt haben. Dazu haben wir uns noch mit Pflaumen und Zwetschgen für Unterwegs eingedeckt. Und während wir noch an der Wassermelone genascht haben, konnten wir die erste temperamentvolle italienische Diskussion am Obststand miterleben – leider haben wir davon nichts verstanden, aber angehört hat sich der ganze Spektakel sehr theatralisch.

Gegen 14 Uhr, etwas müde und so langsam ohne Laune, entschlossen wir uns etwas Leckeres zu essen und Kraft zu tanken, weil wir ja noch etwas weiter kommen wollten. In Ravenna hatten wir Glück und haben ein sehr gutes Restaurant unterwegs gefunden. Die Bilder und die Augen sprechen für sich. Hinterher waren wir so satt und glücklich, dass wir eigentlich nicht mehr aufs Rad steigen wollten. Trotzdem, wir mussten weiter. Obwohl unsere Bäuche dagegen waren haben wir es noch geschafft weiter gegen den am Nachmittag zunehmenden Wind anzukämpfen und etwas weiter zu kommen.


In Savio gegen 17.30 Uhr und geschafften 105 km nehmen wir Kurs auf einen netten Campingplatz auf. Wie wir bisher festgestellt haben, gleicht kein Campingplatz dem anderen auf unserer Route. Jede Verwaltung hat so ihre eigenen Gesetze und Vorschriften. Hier beispielsweise werden wir mit Verträgen und Unterschriften überhäuft, als würden wir hier ein Haus bauen wollen und keinen Zeltplatz für eine Nacht benötigen.

Die Krönung war schließlich ein Angebot des „Direktors“ (so wurde er vom Portier an einer der zwei Schranken genannt), der sich Sorgen gemacht haben muss, ob wir die Stromgebühren noch bezahlen können. Er hat uns nämlich angeboten unsere Mobiltelefone doch auf seinem Schreibtisch an der Rezeption aufzuladen. Das haben wir dankend abgelehnt. Überhaupt war der ganze Campingplatz sehr seltsam, und wie wir in der Nacht feststellen mussten sehr laut.

Die Gäste haben für uns, unangenehmer Weise, noch eine riesen Geburtstagsparty neben unserem Zelt organisiert. An Erholung und Schlaf war nicht zu Denken. Als die endlich vorbei war und wir unsere Tiefschlafphase erreicht haben, kam die nächste Überraschung. Die fürsorgliche Mannschaft des Campings hat um 4 Uhr morgens angefangen die Bäume, Gebüsche und alle Pflanzen – auch die neben unserem Zelt – zu gießen.
 
28.08.2012 ... in Savia bei Ravenna (noch 520 km)

Unausgeschlafen aber ziemlich motiviert hier weg zu kommen, sind wir also wieder auf die Räder gestiegen und als nächstes Etappenziel Pesaro in Augenschein genommen.

Die ersten Hügel (riesen Berge) werden nicht nur sichtbar sondern auch  fühlbar. Das Gepäck nagt an unseren Kräften. Wir haben das Gefühl, jemand würde uns festhalten oder nach hinten ziehen. Und wenn es mal Berg ab geht und wir froh sind die Steigung geschafft zu haben und wir der Meinung sind endlich die Schwerkraft für uns nutzen zu können, werden wir eines besseren belehrt und enttäuscht, weil wir durch den heftigen Wind gebremst werden und so nicht gerade schnell voran kommen können. Dadurch sehr aus dem Bahn geworfen und demotiviert suchen wir uns ein Campingplatz zum Übernachten aus und beenden nach 85 km die bisher schwerste Etappe in der Nähe von Pesaro.

Der Mitarbeiter des Camping Areals weist uns ein gemütliches Plätzchen zu, wie wir feststellen mussten auch ziemlich direkt neben den Gleisen, wo Züge nur so vorbeirauschen. Weil der ganze Campingplatz zwischen der Bahnstrecke und dem Meer lag, haben wir den Platz akzeptiert, was anderes hätten wir ohnehin hier nicht finden können. In so einer Lage lernt man die Schallschutzmauer zu schätzen, die wir in Deutschland haben.

Erstaunlicherweise hat uns das aber in der Nacht wenig gestört und an der Nachtruhe nicht weiter gehindert. Wahrscheinlich waren wir so müde, dass uns das nicht im geringsten davon abgehalten hat unseren Schlaf nicht zu unterbrechen.
 
29.08.2012 ... in Fosso Sejore (noch 435 km) 

Noch nicht ahnend, welche Hindernisse uns heute erwarten würden beginnen wir den neuen Tag. Nach einem kleinen Frühstück fahren wir schon sehr früh los und decken uns mit etwas Proviant aus dem Supermarkato ein. Die Wahl ist wie immer nicht einfach, alles schaut so lecker und bunt aus, eigentlich möchte man alles mitnehmen.

So langsam haben wir unseren Rhythmus gefunden. In der Früh also ein kleines Frühstück im Zelt und am Vormittag nach etwa zwei Stunden auf dem Sattel ein kuscheliges Plätzchen in einer der Bäckereien finden und ein Cornetti zusammen mit einem Cappuchino genießen … das ist wie im Paradies, was schöneres kann es nicht geben.



Der Regen der ersten Etappe und die Meeresluft hier, haben auch an unserer Ausrüstung angefangen zu knabbern. Hinter mir quietscht es zunehmend – glücklicherweise nicht, weil wir noch nicht in Vieste sind, sondern weil die Kette anfängt Geräusche zu machen. Dass das so schnell geht und manche Stellen und Schrauben anfangen zu rosten – das hätte ich in der kurzen Zeit nicht für möglich gehalten. So bleibt mir nichts anderes übrig, als ein Fahrradladen aufzusuchen und ein gutes Kettenfett zu besorgen. Fahrradläden und Spezialisten gibt es hier zu Genüge.

Heute waren wir so richtig gut in Form, wir sind in Ancona bereits um 12.30 Uhr angekommen und haben bereits 60 km hinter uns. Wir sind beide froh die SS16 (Superstrada) endlich verlassen zu haben, nicht zuletzt, weil es dort ein enormes Verkehrsaufkommen gegeben hat. Sondern auch deshalb, weil wir mehrere Tunnelübergänge durchfahren mussten – und das ist mit dem Fahrrad wirklich kein großes Vergnügen - im Dunkeln, wenn die Pupillen noch an das grelle Sonnenlicht gewöhnt sind, neben den laut vorbeifahrenden Autos seinen Platz zu finden und sicher aus der Röhre wieder raus zu kommen.

In Ancona entschlossen wir uns die Hauptroute (SS16) zu verlassen und auf Nebenstrassen auszuweichen. Nach einer kurzen Atempause und Besichtigung des Porto (Hafens) stellten wir fest, dass die Suche nach der geeigneten Strecke um aus der Stadt wieder raus zu kommen, nicht sehr von Glück begleitet wurde. Ancona liegt in einer hügeligen Landschaft, so gibt es hier auch zahlreiche Tunnel, die teilweise mit Fahrrädern nicht durchquert werden dürfen.

Aus diesem Grund haben wir viel Zeit verloren und den Ort genutzt, um gemütlich etwas frisches zu essen.
Satt, erholt und gestärkt nahmen wir uns vor die Stadt zu verlassen und an diesem Tag noch weiter zu kommen, obwohl wir gute drei Stunden in Ancona verloren haben.

Erwartet haben uns jetzt noch größere Hügel (riesen Berge) aber auch herliche Landschaften, die uns die Mühe ein wenig versüßt haben. Und weil es hier so schön war, aber auch der Tag langsam zu Ende ging, hielten wir Ausschau nach einem geeigneten Plätzchen für unser Zelt.

Der Campingplatz war mit Abstand der beste, den wir auf unserer Reise bisher gefunden haben. Die Versorgung, Infrastruktur und die Möglichkeiten sich sportlich aktiv zu betätigen oder die Freizeit mit spielen zu verbringen, waren nicht zu übertreffen. Vor allem die hygienischen Bedingungen haben gepasst und wir waren zum ersten Mal mit der Übernachtung sehr zufrieden.
 
30.08.2012 ... in Sirolo bei Ancona (noch 351 km) 

Recht unspektakulär ist der Teil der Strecke von Sirolo nach Pineto vorübergegangen. Wir haben immerhin über 110 km geschafft und sind sehr stolz darauf, weil unsere Kräfte nicht nachlassen und wir immer noch motiviert sind weiter zu fahren.

Unterwegs haben wir unsere Routine weiter verfolgt, schöne Städtchen überquert, guten Cappuccino und leckere Cornettis mit Crema gegessen. Im Handumdrehen war es schon kurz vor 18 Uhr, und wir ein ganzes Stück näher am Ziel.
 
31.08.2012 in Ortona (noch 235 km) 

Mit dem gleichen Tempo und der eingespielten Routine ging es weiter. Auch wenn das ein hochgestecktes Ziel war, wollten wir unbedingt in Termoli ankommen und starteten deshalb sehr früh, nicht zuletzt deshalb, weil wir die kühlen Temperaturen der frühen Stunden nutzen wollten, sondern auch, weil der Wind in den vormittags Stunden schwach war und wir so viel Kraft sparen konnten.


Der heute besonders heiße Tag hat uns ziemlich ausgepowert. Wir suchten unterwegs schattige Plätzchen unter Olivenbäumen und genossen die kurzen Stopps.

Und wer hätte das gedacht, nach über 116 km, also der längsten zurückgelegten Entfernung an einem Tag, und das in einer sehr guten Zeit, kamen wir in Termoli an.



Zur Belohnung für uns Beide für die letzten anstrengenden Tage haben wir uns einstimmig geeinigt eine ruhige, entspannte Nacht in einem Hotel zu verbringen. Endlich in einem Bett zu schlafen, richtig duschen zu können und keine lauten Nachbarn zu haben, die einem den Schlaf rauben.

Also: wir beide ins Hotel, die Sachen im Zimmer abgestellt, frisch geduscht, umgezogen und in den Abendstunden in die Stadt… Unser erstes Sightseeing, wenn man von der Suche nach der richtigen Fahrradroute im Labyrinth von Ancona absieht.

Termoli hat uns gleich gut gefallen. Wir haben dort einige nette Plätze gesehen, die den Ort angenehm machen. Die schmalen Gassen, an jeder Ecke Bars, Eiscafés, Restaurants mit den leckersten Speisen.

Diese Erfahrung wird uns in den letzten Tagen unseres Urlaubs sehr viel wert sein. Und darauf werden wir liebend gern noch zurückkommen.

Sehr spät, bereits von der anstrengenden Fahrradreise der zurückliegenden Stunden, und vor allem satt begeben wir uns ins Hotel und genießen die wirklich ruhige Nacht im fünften Stock, ohne Lärm mit einem tollen Ausblick aufs Meer.
 
01.09.2012 ... in Termol (noch 128 km) 

Auch wenn das Hotel nicht gerade günstig war – wir werden aber später noch feststellen, dass es in Wirklichkeit doch das günstigste und vor allem das „beste“ sein sollte, haben wir den Aufenthalt sehr genossen. Das Frühstücksbuffet war außerordentlich reichhaltig, frisch und sehr lecker. In keinem anderen Hotel am Ende unserer Reise in Italien konnten wir etwas vergleichbares finden.

Gut gelaunt, mit neuen Kräften haben wir unsere, wie wir hofften, letzte Etappe in Angriff genommen. Wir wollten die Strapazen ein letztes Mal auf uns nehmen und unser Ziel, Camping Lombardi, in der Nähe von Vieste unbedingt an diesem Tag erreichen, egal wie. Ein erneuter Zwischenstopp so kurz vor dem Ziel war für uns beide nicht akzeptabel.
So verließen wir Termoli und fuhren unserem Ziel entgegen. Das Wetter wurde leider zunehmend schlechter - Gewitterwolken zogen auf und es fing an zu regnen.....später regelrecht zu schütten. Und weil das nicht genug sein sollte, gab es auch noch eine Reifenpanne - die einzige zum Glück. Wir nutzen den erzwungenen Stopp, um etwas zu essen und uns die Regenjacken überzustreifen. Leider hat es nicht gut ausgeschaut, die Regenfront wollte nicht einfach vorbeiziehen.

Den Rest des Tages mussten wir leider deshalb im Regen verbringen. Aufgeben wollten wir aber jetzt erst recht nicht.

Mächtig entkräftet, durchnässt und durchgefroren, aber stolz und vor allem glücklich die gesamte Strecke von Venedig zum Camping Lombardi in der Nähe von Vieste in 6 Tagen geschafft zu haben, richten wir uns ein. Meine Eltern haben bereits auf uns gewartet und unser großes Zelt mitgebracht, mit Sachen, die wir dort in den weiteren Tagen gut brauchen würden.
 
02.09.2012 ... Camping Lombardi bei Vieste, wir sind da. 

Unsere erste Nacht im großen Zelt und auf einer bequemen Matratze haben wir hervorragend geschlafen, das Wetter hat sich wieder beruhigt, aber noch lange nicht stabilisiert. Die Sonne und die warmen Temperaturen nutzten wir jetzt, um unsere, am Vortag durchnässten Sachen zu waschen und zu trocknen. Ein tolles Gefühl,  nach dem Frühstück nicht mehr aufs Rad steigen und stundenlang in die Pedale treten zu müssen. Das haben wir regelrecht genossen.

So saßen wir vor unserem Zelt und erzählten uns, wie schwer die letzten Tage doch gewesen sind, und wer eigentlich auf diese bescheuerte Idee kam, mit dem Fahrrad in Italien zu fahren.

Abends haben wir unsere Eindrücke und Fotos gesammelt und die Internetseite aktualisiert. Mit gemeinsamen Kräften und Ideen haben wir das schnell erledigt. Wir hatten alle viel zu erzählen und haben so einen sehr schönen Abend miteinander verbracht.


 
03.09.2012 – 11.09.2012 Camping Lombardi

Das Wetter in den ersten Tagen auf dem Camping hat uns mehr als enttäuscht. Immer wieder kam es zu Regengüssen mit Temperaturstürzen auf unangenehme Temperaturen, die uns an das Wetter zu Hause erinnerten und wir uns gefragt haben, warum wir eigentlich so weit gefahren sind - wir hätten doch genauso gut zu Hause bleiben können…

Die Laune haben wir uns dadurch aber nicht vermiesen lassen - wir haben zwar nichts konkretes tun können, weil niemand wusste wann der nächste Regenschauer kommt, aber an Beschäftigung hat es uns nicht gemangelt. Wenn wir nicht gerade zum Obststand gepilgert sind – dort im „Ortofrutta“ direkt am Strand gab es ganz leckeres, reifes und süßes Obst zu traumhaft günstigen Preisen - so konnten wir nebenher unsere Konstruktion im Inneren des Zeltes immer mehr verbessern, damit alles schön trocken blieb. Zwischendurch haben wir Strand-Tennis gespielt und darüber gefachsimpelt, wie weit man dabei am besten voneinander entfernt stehen sollte.

Meine Eltern haben uns in alle Geheimnisse und Geschichten der letzten 18 Jahre in dieser Gegend eingeweiht, über alle besseren und schlechteren Bekanntschaften auf dem Camping Lombardi informiert und das Restaurant auf dem Camping Gelände wärmstens empfohlen. Deshalb haben wir ein gemütliches Abendessen ab ca. 19 Uhr dort eingeplant und haben uns dementsprechend verabredet. Kurz davor hat es natürlich wieder angefangen in Strömen zu regnen und niemand wusste so recht, wie wir die wenigen Schritte zum Lokal zwischen den Pfützen trocken überwinden konnten. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt uns in Regenjacken gehüllt und sind los gezogen. Im Restaurant angekommen sind wir trotzdem völlig durchnässt angekommen. Dany hat es am schlimmsten erwischt - sie hatte auch die kürzeste Regenjacke an und musste kurz darauf zurück ins Zelt, um sich trockene Klamotten überzustreifen. Den Rest des Abends haben wir uns köstlich amüsiert, noch besser gegessen und das Ganze mit leckeren Desserts (torta al cioccolato) und Cappuccino abgeschlossen.

 

Die Regenfront hat - zur Freude der Wassersportler - auch den etwas kräftigeren Wind hervorgebracht und alle Windsurfer und Kiter aus dem Tiefschlaf geweckt. Die Wasseroberfläche jedenfalls war plötzlich voll bunter Segel und vorbeiflitzender Surfer.
Als ich so am Ufer stand und zusehen musste, wie die Surfer ihre Manöver gefahren, über die Wellen geflogen sind und das Wasser mit ihren Boards im High Speed geschnitten haben, konnte ich mich nicht mehr beherrschen und musste dem Angebot meines Vaters, sein Surfbrett auszuprobieren, nachgeben.





Die kurze Zeit auf dem Wasser hat mir die Schönheit und Freude am Wassersport wieder in Erinnerung gerufen.


 

Nach so viel sportlicher Betätigung entwickelt sich auch entsprechend der Appetit. Am liebsten haben wir Abends den Fisch gegrillt, den wir uns in der Früh direkt vom Fischmarkt (Pescheria) beim netten Italiener abgeholt haben. Dazu auch das frische Gemüse mit ein wenig Zubereitungszeit und das kulinarische Vergnügen konnte beginnen.




 

Wenn wir es am Strand nicht mehr ausgehalten haben und uns nach etwas Abwechslung war, sind wir nach Vieste oder Peschici gefahren. Am besten hat uns Peschici gefallen, vielleicht weil uns die schmalen Gassen und bunten Marktstände oder die vielen kleinen Läden in den alten Gemäuern der Stadt so viel Spaß gemacht haben.





Die Vormittagsstunden, die wir mit Shopping und fotografieren ausgefüllt haben, sind für den einen oder anderen anstrengend gewesen. Nicht zuletzt, weil wir viel zu Fuß gelaufen sind und die Hitze uns zunehmend die Kraft geraubt hatte, war der Abschluss in einer Bar ein Muss.




 

Einige Tage später, als wir mit uns nichts Besseres anzufangen wussten, kam uns die Idee mit dem Bus nach Peschici zu fahren. Dazu haben wir uns sehr gut vorbereitet,wie wir meinten, weil wir uns in der Rezeption am Campingplatz nach dem Fahrplan,den Haltestellen und außerdem auch im Internet nach dem aktuellen Plan erkundigt hatten. Aber das alles hat nichts gebracht.




Wir standen an der Haltestelle wie zwei ahnungslose Touris – aber der Bus kam nicht. Ohne zu wissen, ob unser Versuch den Campingplatz an diesem Tag verlassen zu können, standen wir am Vormittag an der Haltestelle und warteten auf die zwei Busse, die kommen sollten und am Nachmittag auch noch auf einen Bus - aber kein Bus kam, bis es Abend wurde..


 

Kurz vor unserer geplanten Abfahrt nach Hause entstand der Eindruck, dass das Wetter wieder schlechter werden würde. Die Prognosen im Internet und die Informationen der hier lebenden Menschen über die heranziehenden Gewitter haben uns dazu bewogen, die Zelte abzubrechen. So schnell die spontane Idee entstand, so schnell waren die wenigen Sachen, die wir dabei hatten auch schon zusammengepackt.

Wir waren für die Abreise bereit. Zunächst wollten wir mit dem Fahrrad nach Peschici zum Bahnhof und

mit dem Zug nach San Severo. Von dort aus mit einem weiteren Zug nach Foggia, um uns vor der Abfahrt nach Bologna noch dem Shopping und der Besichtigung der Stadt zu widmen.

Am 11.09.2012 um 10:15 Uhr haben wir uns von der Rezeption abgemeldet uns von meinen Eltern verabschiedet und sind wieder auf die Räder gestiegen und zum Bahnhof geradelt. Die hügeligen 23 km konnten wir ganz entspannt und schnell überwinden, dank meiner Eltern, die uns das Gepäck mit dem Auto zum Bahnhof gebracht hatten.

Im Zug haben wir mit dem überaus freundlichen Schaffner versucht zu erklären, dass wir mit dem Zug und unseren Fahrrädern nach Foggia wollen. Im Nachhinein als wir in San Severo angekommen sind und auf unseren Anschlusszug nach Foggia warten sollten, habe ich dann die Verwunderung des Schaffners verstanden. Er hat uns versucht in seiner Landessprache etwas über die Mitnahme der Fahrräder und der Zugverbindung zu erklären, aber ohne Englisch haben wir nichts kapiert.



Am Bahnhof in San Severo hat es uns dann langsam gedämmert ....um nämlich nach Foggia zu kommen mussten wir vier Stunden auf den Zug warten, der auch Platz für unsere Fahrräder hätte. Der frühere Anschluss war für uns nicht möglich, da keine Fahrradmitnahme zulässig war. Und weil Foggia und San Severo nur 30 km voneinander entfernt waren, hätten wir auch mit dem Rad unser Ziel in max. zwei Stunden erreichen können. So haben wir uns entschlossen den Plan zu ändern und doch nach Termoli zu fahren, um ja nicht den Zug in Bologna nach München zu verpassen. Also warteten wir am Gleis bis 19 Uhr auf den Zug nach Termoli und kamen gegen 20 Uhr in Termoli an.
In Termoli besorgten wir uns die Tickets nach Bologna, wurden jedoch wieder in die italienische Realität zurückversetzt. Wir durften nur mit dem Bummelzug fahren. Also stand uns eine Zugreise von insgesamt über 7 Stunden bevor, die ein Schnellzug in nur drei Stunden bewältigen konnte.

Vor der Abreise haben wir uns in Termoli umgesehen und die Zeit dazu genutzt, unsere Postkarten endlich zu schreiben und in den Briefkasten zu werfen. Die ganze Wartezeit haben wir uns damit versüßt, leckere Cornettis und Eiskreationen zu kosten und den hier lebenden Menschen zuzusehen und zu überlegen, was sie hier den ganzen Tag eigentlich tun.

 

Kurz nach 21 Uhr kamen wir endlich, von der langen Zugfahrt müde in Bologna an und mussten erst mal ein Hotel für uns finden. Zunächst war ich sehr optimistisch, was das angeht.....habe aber schnell erkennen müssen, dass es nicht so einfach ist hier eine passende Unterkunft zu finden. Also kreisten wir auf dem Fahrrad schon über eine Stunde in den schön beleuchteten Straßen von Bologna.




An den zahlreichen Straßenschildern, die uns den Weg zu den Hotels gezeigt haben, konnten wir uns sehr gut orientieren aber denoch lange nichts finden können. Entweder waren die Hotels ausgebucht, oder für unsere Reisekasse zu teuer. Wir standen nicht nur wegen der späten Stunde schon unter Druck, sondern weil es wieder angefangen hat zu regnen. Um 23 Uhr schließlich haben wir ein Hotel gefunden und waren glücklich ins Bett zu können.


Am nächsten Tag hatten wir endlich Zeit uns Bologna (eher nur das Zentrum) anzuschauen. Das Wetter ist wieder besser geworden. Es hat nicht mehr geregnet und die Temperaturen waren auch sehr angenehm. Dem Sightseeing und Shopping stand nichts mehr im Weg. Verblüffend war, dass sehr viele Arkaden hier im Zentrum die Gebäude geschmückt haben.
 Einerseits war das ein schattiger Weg für die Fußgänger, wenn es sonnig und heiß sein sollte, andererseits ein schützendes Dach über dem Kopf bei Regen. Später erfuhren wir, dass im Mittelalter eine entsprechende


Bauvorschrift existiert hat, laut der, ein zu bauendes Gebäude eine Arkade haben musste – für die höhergestellten Adeligen war diese Vorschrift natürlich nicht bindend. So waren die meisten entlang von Straßen stehenden Häuser mit schönen Arkaden aus dem Mittelalter versehen.

Überhaupt alle Läden haben uns hier beeindruckt, wie toll, ideenreich und kreativ die Belogener ihre kleinen Shops gestaltet und eingerichtet haben. So fanden wir auch die Bologener-Bären-Bande und vom Ladenbesitzer den freundlichen Hinweis auf unsere Räder aufzupassen (zum Glück hat uns die niemand geklaut).


Das Stadtzentrum von Bologna war im Mittelalter wörtlich ein Wald von Türmen. Es gab dort über 180 Türme im 11 Jahrhundert. Heute sind nicht mehr so viele zu übrig und das Wahrzeichen der Stadt sind jetzt die zwei Türme - der erste „Torre Garisenda“ und der zweite „Torre degli Asinelli“ um 1300 erbaut. Der höhere der beiden (der zweite) ragt 94m in die Höhe.

Wir haben uns entschlossen die Treppen hinauf zu steigen und die Aussicht dort zu genießen. Mit 3 Euro Eintritt, die wir wohl in der kleinsten Kasse Italiens bezahlt haben, sind wir also nach oben gestiegen. Die Aussicht vom Turm war




überwältigend. Wir hatten Glück, weil außer uns sonst niemand mehr auf der Plattform war und wir den schiefen Turm somit für uns allein hatten.
In unserer Besichtigungslaune sind wir dann ins Zentrum der Stadt, in die die Piazza Maggiore mit dem Neptunbrunnen und der Basilika San Petronio gegangen.

Diese gotische Kirche hat ein enormes inneres Kirchenschiff mit 40 m Höhe und 20 m Breite. Mit dem Bau der zu Beginn größten Kirche der Christen wurde 1390 begonnen, später jedoch wegen finanzieller Probleme bis zum heutigen Tage nicht vollendet. Leider durften wir dort keine Fotos machen und mit den Ordnungshütern wollten wir uns nicht gerade anlegen. Die haben schon gemeckert, wenn jemand seinem Begleiter zu laut ins Ohr geflüstert hat.

Im Innenraum konnten wir die Meridian Linie von 1655 bestaunen, die der Astronom und Mathematiker Giovanni Domenico Cassini entworfen und damit die Neigung der Erdbahn, den Sonnendurchmesser und die Lichtbrechung in der Erdatmosphäre nachgewiesen hat. Danach waren wir beide so müde und konnten nicht mehr weiter laufen. Wir nahmen dankend die Option an, mit dem Sightseeing-Bus eine Stadtrundfahrt zu machen. Das Wetter war immer noch hervorragend, so hat uns eine gemütliche Fahrt mit dem offenen Bus viel Spaß gemacht. Am letzten Tag vor der Abreise nach Hause hatten wir noch bis 23 Uhr Zeit in der Stadt das zu besichtigen und zu tun, was wir bisher versäumt hatten. Wir haben im Hotel ausgecheckt, sind zum Bahnhof gefahren und haben dort unsere Sachen in der Gepäckaufbewahrung abgegeben. Anschließend sind wir wieder ins Zentrum geradelt. Ein sehr langer Tag stand uns bevor.

 

Nach einer ersten Shopping-Attacke, der ich erstaunlicher Weise zum Opfer gefallen bin (ich habe mir ganz tolle Hemden schenken lassen), sind wir ins Museum „Museo Civico Medievale“ rein. Wir sind durch alle Säle durchgerauscht und haben uns alles im Lauftempo angeschaut. So richtig toll war es dort nicht, nur vereinzelt konnten wir über die ausgestellten Exponate


unser Staunen nicht unterdrücken. Was die Steinmetze damals geleistet haben, verdient hohe Bewunderung.
Die Kutsche, die überall auf den Bildern und Plakaten zu sehen war, konnte ich jedoch nicht finden. Und gerade die wollte ich mir genauer ansehen. Vielleicht hat das auch damit was zu tun gehabt, dass einige Stücke nicht mehr am Platz waren. Nur die noch vorhandene Tafel hat davon ein Zeugnis abgegeben, dass hier und dort früher noch etwas stand.

Vermisst haben wir im gesamten Museum die kleinen Täfelchen mit Beschreibung neben den Exponaten, die zumindest in Englisch beschreiben würden, was man sich gerade ansieht. Überhaupt das ganze System der Verwaltung haben wir nicht ganz begriffen. Verwirrt hat uns das als wir in fast jedem Saal unser Eintrittskarten vorzeigen mussten. Weil wir uns nicht sehr wohl fühlten und wir außerdem so leicht Appetit auf etwas herzhaftes verspürt haben, entschlossen wir uns die Kurve zu kratzen.

Wir nahmen Kurs auf das nette Restaurant, das wir am Vortag schon beabsichtigt hatten zu besuchen. Da wir uns schon im Zentrum ganz gut auskannten, haben wir die entsprechende Gasse flott gefunden und uns dort gemütlich an den Mittagstisch gesetzt.

Wir bestellten uns ein Menü mit Couscous, Garnelen und Tomaten und genossen das schöne Ambiente und diese leckeren Kostbarkeiten.

Gut gestärkt und frisch erholt vom vielen laufen (unsere Fahrräder haben wir einfach abgesperrt und stehen lassen), sind wir in die nächste Runde der Shopping/Besichtigungs-Tour aufgebrochen. Spaß hatten wir jedenfalls viel dabei, hier probieren wir eben mal die neuesten Herbsttrends (Ohrenschützer) aus.

So langsam näherten wir uns dem Abend. Wir wärmten unsere Nasen hier noch ein wenig in der Abendsonne auf, mitten auf dem Piazza Maggiore und knabberten dabei noch etwas am Obst, das wir uns für die Rückreise besorgt hatten. Wir hatten jetzt genug, unsere Füße taten schon weh vom viele Laufen (18 km zu Fuß an diesem Tag).

Und dann war es soweit, um 20 Uhr mussten wir zunächst unser Gepäck von der Gepäckaufbewahrung am Hauptbahnhof abholen und den Rest der Zeit bis 23 Uhr noch abwarten. Wir erkundigten uns nach unserem Zug, weil der, den wir in Deutschland gebucht hatten, auf der Anzeigentafel nicht zu finden war. Selbst die Auskunft tat sich schwer, unsere gebuchte Zugverbindung, zuzuordnen. Schlussendlich hat sich das aber auch geklärt und wir konnten beruhigt auf den richtigen Zug warten und diesmal nicht völlig ahnungslos da zu stehen, wie uns das schon mal am Campingplatz auf der Bushaltestelle passiert ist ;-)

Unser Zug nach München kam mit 20 minütiger Verspätung aus Rom, die Räder haben wir verstaut, unser Abteil mit Liegeplätzen gefunden und uns gleich hingelegt. Der längste Shoppingtag aller Zeiten war zu Ende.



 

In München kamen wir leider mit einer Verspätung von über einer Stunde an, so dass wir unseren regulären Anschlusszug um wenige Minuten verpasst haben. Die nächste Gelegenheit ließ aber nicht lang auf sich warten - nur 20 Minuten später konnten wir unsere Räder wieder in den Zug schieben und uns schon auf die Ankunft zu Hause freuen.

Und jetzt waren wir da - mehr als glücklich, dass wir die ganze Rückreise trotz aller Strapazen die wir unterwegs nicht nur wegen den Fahrrädern hatten, endlich hinter uns hatten. Wir freuten uns sehr wieder durch die Haustür zu gehen und uns gemütlich aufs Sofa zu setzen.

 
Das war unsere Italien Tour...
DaRo. 
 
 
 
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